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Genderleicht

Im Juni kam das Webinar der BücherFrauen-Akademie genau richtig. Ich hatte gerade die Übersetzung eines neues Sachbuchs über Existenzgründung angenommen und war gebeten worden, doch bei der Übertragung auf gendergerechte Sprache zu achten. Im Verlag hätte man sich auf die Verwendung des Gendersternchens geeinigt. Da allerdings die deutsche Übersetzung in der Regel immer länger wird als das englische Original und ich durch das Layout des Buches platzmäßig eingeschränkt war, war schnell klar, dass der Text auf diese Weise aufgebläht werden würde. Kreative Lösungen waren also gefragt!

Und genau hier hat mir das Webinar den richtigen Lösungsansatz aufgezeigt. Die deutsche Sprache bietet uns jenseits von Gendersternchen viele Formulierungsmöglichkeiten, ohne uns Doppelungen und Schreibweisen zu bedienen, die den Lesefluss behindern. Wie das funktioniert, habe ich in kleinen Online-Arbeitsgruppen ausprobieren können und kann es auch immer noch mal auf der Genderleicht-Website nachlesen. Besonders hilfreich sind die vielen Tipps auf dieser Seite, die mir wirklich weitergeholfen haben.

Hardback cover of How to Start Your Own Business

Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten ging es dann wirklich genderleicht und die Übersetzung fand beim DK-Verlag großen Anklang. Es wird noch dauern, bis das Buch irgendwann 2022 erscheint, aber ich hoffe, dass ich noch mehr Aufträge in dieser Richtung bekomme – jetzt, wo ich weiß, wie einfach gendergerechtes Formulieren sein kann.

Spannungsbögen

Neben zahlreichen Fortbildungen, auch im Bereich Jahres- und Konzernabschlüssen sowie IFRS-Geschäftsberichten (vielen Dank an Leinhäuser Language Services für die Einladung), habe ich natürlich in den vergangenen Monaten auch gearbeitet. Unterschiedlicher konnten dieses Mal die Projekte nicht sein und so habe ich mich in den ersten Monaten des Jahres mit dem Verhaltenskodex für Angehörige der wirtschaftsprüfenden Berufe und den ISA-Standards beschäftigt, während es in den letzten Wochen eher um unser künftiges Zusammenleben mit künstlicher Intelligenz ging.

Knochentrockene Standards und populärwissenschaftliche Abhandlungen – genau diese Spannweite ist es, die unseren Beruf so interessant macht. Es wird allerdings noch etwas dauern, bis das Buch aus der Reihe DKKontrovers zu großen Fragen des 21. Jahrhunderts in Buchhandel erscheint.

Leistungskatalog erweitert

Als der Verlag Dorling Kindersley bei mir anfragte, ob ich auch direkt in Indesign übersetzen würde, war ich erst skeptisch. Ich hatte zwar schon oft mit Bildbearbeitungsprogrammen gearbeitet, aber meistens nur, um Screenshots zu bearbeiten oder Werbematerialien zu erstellen. Vor allem die Anschaffungskosten scheute ich natürlich. Da mich das Buchprojekt aber gereizt hat, habe ich mich auf Info-Tour ins Internet begeben. Wie fast alle großen Programme gibt es Adobes InDesign jetzt auch als Abo-Modell, sodass ich also speziell für dieses Projekt für drei Monate InDesign abonniert habe. Verlängerung optional.
Nach einer kurzen Einarbeitungsphase mit Feedback und Tipps aus der Herstellungsabteilung des Verlags hatte ich schnell raus, wie InDesign für uns Übersetzerinnen einzusetzen ist.

Nun bin ich bereits bei Projekt Nr. 2 – einem Lektorat – mit diesem Programm und ich hoffe, es werden noch viele mehr.

Jahresrückblick

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende! Mittlerweile ist die dritte Ausgabe des BayernInfo unter der Ägide von Norma Keßler und mir erschienen. Die Redaktionsarbeit macht sehr viel Spaß und ich überlege mir, nicht doch mehr in dieser Richtung tätig zu werden. Vielleicht ist auch das Thema „Leichte Sprache“ ein neues Betätigungsfeld für mich. Ich lese gerade das Buch von Krishna-Sara Helmle dazu – quasi als Entscheidungshilfe.

„Mobiles Arbeiten“ war heuer das Thema bei den Schmerlenbacher Tagen, eine Fortbildungsveranstaltung des BDÜ LV Bayern, die zum Jahresschluss traditionell in meinem Kalender steht. Die Möglichkeiten des digitalen Nomadentums sind zwar vielfältig, aber der Tausch des heimischen Arbeitsplatzes mit einem Platz an der Sonne ist und bleibt immer auch ein bisschen ein Abenteuer.

Ich wünsche allen Kunden sowie allen Kolleginnen und Kollegen ein besinnliches
und frohes Fest sowie ein erfolgreiches Neues Jahr.

Veränderung ist auch Chance

Auch nach 30 Berufsjahren kann man sich nicht einfach zurücklehnen und darauf hoffen, dass der über viele Jahre gewachsene Kundenstamm einem gewogen bleibt. Zu viele Veränderungen sind möglich. Der Verlag wird von einem anderen aufgekauft und es ändert sich damit die gesamte Struktur. Die Lektorin wechselt und bringt ihre „eigenen“ Übersetzerinnen mit. Oder der Verlag vergibt vermehrt Übersetzungs- und Lektoratsaufgaben an externe Agenturen.
Manchmal ist eine solche Veränderung aber auch eine Chance. Glück, wenn genau in einem solchen Moment auf Empfehlung einer Kollegin ein neuer Kunde anklopft, der auch noch exakt zu Sprache und Fachgebiet passt.
Wer aber nicht auf sein Glück bauen will, nutzt diese Zeit für Akquise bei alten wie bei potenziellen neuen Kunden. Oder besucht Seminare und Messen, die sich nicht nur zur Weiterbildung, sondern auch zum Networking nutzen lassen.

Neue Kunden werden nicht lange auf sich warten lassen …